DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #22 KEN STRONG | ||||||||||||||||
Die Ablöse von Legionär Cam Plante mitten in der Saison 87/88 durch einen gewissen
Kenneth Strong sollte eine glanzvolle blau-weiße Periode einläuten. Es sollten die
„Sternjahre“ eines Goalgetters, Top-Scorers, Publikumslieblings, Frauenschwarms,
einer Legende - einfach nur der fantastischen Nummer 22 - werden. Vom Supermini in die NHL
Ken wurde am 9. Mai 1963 in Oaksville (Toronto, Ontario) geboren und stand
bereits im zarten Alter von vier Jahren am Eis. Mit 16 spielte er in
der MTJHL für Mississauga und Streetsville (Jr. B League). Das letzte
Jahr vor seinem Draft spielte er für Peterborough in der OMJHL. 1981
wurde er als Nummer 58 der dritten Runde von den Philadelphia Flyers
gedraftet. Mit seinen 180cm Größe und rund 83 kg hatte er aber nicht
unbedingt die Gardemaße eines NHL-Stars. Ohne ein Spiel für die Flyers
bestritten zu haben, wurde er am 20.Jänner 1982 im Zuge eines größeren
Trades an die Toronto Maple Leafs abgegeben. Somit bestritt Kenny am
2.April 1982 sein erstes NHL Spiel in seiner Heimatstadt Toronto gegen
seinen Ex-Klub Philadelphia. In knapp zwei Saisonen brachte er es aber nur
auf 15 Einsätze und erzielte dabei vier Scorerpunkte (2 Tore, 2 Assists)
bei sechs Strafminuten. Mit Sicherheit ist aber festzuhalten, das Kennys
NHL-Karriere vorwiegend durch zahlreiche schwere Verletzungen be- bzw.
verhindert wurde.
Der Ruf aus Good Old Europe bis zum VSV
Im Jahr 1985 legte Ken die NHL-Gedanken bei Seite und versuchte sein Glück in
Europa. Seine erste Station war der EHC Chur in der Schweizer Liga. Dort
erarbeitete sich Kenny aber nur den Ruf als „enfant terrible“ und blieb
glanz- und erfolglos. In der Zwischenzeit mühten sich unsere Villacher mit
einem mehr oder minder „wertlosen“ Legionär namens Cam Plante ab. Und in der
Saison 87/88 war es dann soweit, Plante wurde nach Hause geschickt und Ken
Strong als Ersatz geholt. Der Beginn einer Erfolgsstory! Strong sollte uns
ab Mitte der Saison 87/88 bis zum Ende der Saison 93/94 treu bleiben. Die
ersten Jahre waren gezeichnet von einem „wilden Jungtier“ Strong, ein Flügel
der den Körperkontakt sucht, der Bodychecks ansetzt bevor die Gegner überhaupt
bemerken, dass er in der Nähe ist. Strong, der vor allem in den ersten beiden
Saisonen in Villach gerne mal die Fäuste fliegen lässt, überzeugt sofort mit
seinen Scorerqualitäten. Pauschal gesehen könnte man die ersten beiden Saisonen
etwa so zusammenfassen: Entweder man sah Kenny in der Kühlbox oder beim Torjubel.
Das Horrorspiel gegen Feldkirch
Am 26. November 1989 gastierte die in der Tabelle klar führende VEU Feldkirch in Villach.
Der VSV lieferte eine eher schwache Partie und verzeichnete eine absolut schlechte
Chancenauswertung. So konnten ganze acht Powerplay-Situationen nicht genützt werden.
In der sechsten Minute brachte „Tricky-Ricky“ Rick Nasheim die VEU in front, welche
„Oldboy“ Jeff Geiger aber in der 14. Minute egalisierte. In der Schlussminute des ersten
Abschnittes hatte Richard Grenier den letzten punktenden Auftritt in diesem Spiel – er
stellte auf 1:2 für die VEU. Mitte des zweiten Drittels brachte unser Ken den VEU-Recken
derart zu Fall, dass dieser mit einer fünf Zentimeter langen Platzwunde ausschied.
Mit dem Stand von 1:2 ging es auch ins letzte Drittel. In diesem peitschten 2.500 Villacher Fans den VSV nach vorne und bejubelten den damals noch live in ORF1 übertragenen Ausgleich von Ken Strong in der 51. Minute. Dann geschah das Unglaubliche und Unfassbare: Rund zwei Minuten waren in dem TV Schlager noch zu spielen, als Kapitän Helmut „Fuzzi“ Petrik zu einem Schlagschuss ansetzte. Dieser wurde von VEU-Keeper Dietmar Stiegler per Tormannstock hoch nach links außen abgewehrt. Wie es das Schicksal so wollte, kam auf dieser Seite aber gerade unser Flügel Strong angeskatet und dieser wurde vom abprallenden Puck frontal unter dem Auge getroffen. Strong sank zusammen und blieb blutüberströmt und bewusstlos am Eis liegen. Die sofort hereineilenden Sanitäter hoben ihn auf die Bahre und lieferten in sofort ins Krankenhaus ein. Gott sei Dank sah die Sache aber schlimmer aus, als sie es wirklich war (dennoch die Diagnose Vorkammerblutung im linken Auge, Tränensack angegriffen, leichte Gehirnerschütterung, Rissquetschwunden oberhalb und unterhalb des linken Auges). Im nächsten Spiel gegen Lustenau lief Kenny trotz großer Narben & Schmerzen schon wieder auf. Die Titelseiten der Tageszeitungen waren geprägt von Headlines und Fotos dieses Vorfalles. Der Abstecher, das Comeback, die Bilanz Für die Saison 94/95 wechselte Kenny in die italienische Liga nach Gröden. Aber schon ein Jahr darauf hängte er noch eine Saison in Villach an. Seine Karriere beendete Strong dann in Kapfenberg wo er die Eislaufschuhe nach der Saison 96/97 endgültig an den Nagel hängte. Was hat Ken nun in seinen Jahren in Villach erreicht? Jede Menge kann man da nur sagen! Zweimaliger Meister (1992,1993), Torschützenkönig, Scorerkönig, Alpenligafinali usw. aber noch viel wichtiger – er hat den Namen Ken Strong und die Nummer 22 zu einer Legende gemacht. Seine Villacher Laufbahn in Zahlen (Bundesliga-, PlayOff- und Alpenligaspiele zusammengefasst):
Der Austro und Gentleman
Kenny wurde auch eingebürgert und debütierte 1991 im österreichischen Nationalteam. 1992 verhalf er Österreich zum 1.Platz
bei der B-WM und somit zum Aufstieg in die A-Gruppe. In der A-Gruppe belegte er 1994 den achten und 1995 den elften
Platz mit dem Nationalteam. Durch seine Popularität gewann Ken auch die Publikumswahl des „Star & Lieblingsspielers
des Kärntner Eishockeymagazins“ und bewies auch seine Fähigkeiten im eleganten Gentleman-Look.
Laut VSV-Forever Buch ist Kenny heute nur noch einmal jährlich in Villach, um seine Schwiegerfamilie zu besuchen. Wenn es sich aber ausgeht, erscheint er dann bei einem Spiel der Adler in der Stadthalle. Das sind dann die Momente, in denen junge VSV-Fans ihre mit glasigen Augen dastehenden Väter fragen: Papa, wer ist das? Und jeder, der die Legende Ken Strong je auf dem Villacher Eis agieren sah, erzählt sie gerne, die Geschichte von der unvergessenen Nummer 22.
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